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Suinvurde
Swinvordi
Swinfurthe
Sweinvort
Swynfurthe
Sweinfurt
Schwinfurt
Schweinfurt

und seine Markgrafen

Blick über den Main auf die Peterstirn im Jahre 1932.
Auf der Peterstirn befand sich im 11. Jahrhundert eine ausgedehnte Befestigungsanlage mit Kloster, sowie zumindest eine kleine Siedlung.

Um 937 setzte König Otto I. Berthold als Markgrafen (marchio-comes) im baierischen Nordgau ein. Sein Herrschaftsgebiet entsprach grob dem östlichen Teil dessen, was heute gerne als “Mainfranken” bezeichnet wird. Der Osten Unterfrankens, große Gebiete Oberfrankens und der Oberpfalz.

Ein Siegel des Deutschen Hauses Schweinfurt. Es zeigt in der Mitte den Hl. Petrus sitzend mit Schlüsseln und Buch sowie beiderseits einen Stern. Das Siegelbild erinnert damit an das Benediktinerkloster an gleicher Stelle, das sich den Namen “Stella Petri” gegeben hatte. Im Volksmund wurde daraus “Peterstirn”.(3)

Berthold nutzte diese wichtige Markgrafenaufgabe zum Aufbau einer eigenen Herrschaft. Sein Sohn Heinrich (Hezilo) konnte 980 ein beachtliches Erbe antreten.
Ausgehend von der zum Stammsitz gewordenen Burg Schweinfurt, auf der später Peterstirn genannten Höhe, die jetzt namengebend für die Familie wurde, legte sich ein Kranz von etlichen Burgen schützend um den übrigen Besitz.
Hezilo unterstützte die Wahl Heinrichs zum neuen König (1002) maßgeblich und erwartete als Dank dafür die versprochene baierische Herzogswürde. Der neue Herrscher, Heinrich II., hatte sie ihm zugesichert, wie uns der Chronist Thietmar von Merseburg, ausdrücklich meldet.
Der König, an die Erfüllung seines Versprechens gemahnt, verwies jetzt ausweichend auf das freie Herzogswahlrecht der Baiern, denen er freilich gerne den Markgrafen Hezilo als Kandidaten empfehlen werde. Hätte Markgraf Hezilo die baierische Herzogswürde zusätzlich zu seinem bereits vorhandenen Besitz erhalten, wäre er zum mächtigsten Mann im Reich aufgestiegen.

Die Verstimmung war perfekt! Der polnische König Boleslav, Markgraf Hezilo und Brun, der Bruder des Königs, verbündeten sich in gemeinsamer Opposition gegen den neuen Herrscher Heinrich II. und führten im Sommer des Jahres 1003 Krieg. Die Aufständischen konnten dem König anfänglich eine Schlappe bei Hersbruck beibringen, unterlagen jedoch im weiteren Verlauf des Konflikts. Hezilo flüchtete nach Polen. Wenig später erschien er bußfertig vor dem König, dieser gab ihm seine Eigengüter zurück, behielt ihn aber in Haft auf Burg Giebichenstein. Auf Verwendung insbesondere des Bischofs Gottschalk von Freising wurde er wenig später in die Freiheit entlassen. Ohne erneut politisch hervorzutreten, starb Hezilo am 18. September 1017. Seine Bestattung nahmen drei Bischöfe, Heinrich von Würzburg, Eberhard von Bamberg und Rikulf von Triest an der Nordseite der Kirche in der Burg Schweinfurt vor.

Schweinfurts Lage (aus Wikipedia)

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Hezilo war mit Gerberga, der Tochter des Otto von Henneberg, Graf im Grabfeld, verheiratet. Zwar endete seine politische Laufbahn mit der Erhebung gegen den König, dennoch machten seine Nachkommen große Karrieren. Dies zeigt die Bedeutung, die die Familie der Markgrafen von Schweinfurt im 11. Jahrhundert hatte.
Hezilos Sohn Otto wurde Herzog von Schwaben, mit seinem Tod 1057 stirbt die Linie im Mannesstamm aus.
Hezilos Tochter Judith wurde zuerst Herzogin von Böhmen und später sogar Königin von Ungarn! Zu den Umständen, die zur Hochzeit in Prag führten, gibt es bis in unsere Tage eine sehr romantische Legende in Schweinfurt. Heute noch erinnert der “Judithschuh”, eingemeißelt an einem Brünnlein unterhalb der ehemaligen Burg, an diese Sage. Seine älteste Tochter Eilika wurde Herzogin in Sachsen, sie heiratete Bernhard, einen Billunger.
Vermutlich hatte Hezilo einen zweiten Sohn, der auch seinen Namen Heinrich trug. Er wird als Graf an der Pegnitz und als Graf an der oberen Naab bezeugt. Ob er oder Herzog Otto die Burg auf der Peterstirn erbten ist ungewiß. Hezilo wurde vor der Kirche seiner Burg begraben. Neben ihm ruhten auch seine Frau, sein Sohn Otto, der Herzog von Schwaben und seine Enkelin Beatrix.

1853 wurden auf dem mutmaßlichen Gelände der Burg viele Menschenknochen und ein großer Steinsarg aus dem 11. Jhd. gefunden. Wenn nicht Hezilo selbst, so war eine Person aus seinem direkten Umfeld darin bestattet. Der Deckel weist eine markante Verzierung in Form eines sog. Vortragekreuzes auf.
Auch Eilica, die Retterin der Burg und Mutter Hezilos, ist “in dem von ihr gestifteten Kloster begraben worden”.

Um das Jahr 740 ist eine “villa Suinvurde” erstmals urkundlich bezeugt. Auf dem heutigen Stadtgebiet befindet sich auch ein Reihengräberfriedhof des 7. Jahrhunderts.

Oberhalb dieses Bauerndorfes entstand im 10. Jahrhundert eine Burg auf der Peterstirn zur Sicherung einer Furt über den Main und einer Uferstraße. Die Peterstirn ist ein schmaler, zungenförmiger Höhenrücken, der mit einem Steilhang zum Main bzw. Höllenbach abfällt und ist damit von Natur aus für den Zweck einer burgähnlichen Anlage besonders geeignet.
Die Herren der Burg gehörten dem mächtigen Geschlecht der jüngeren Babenberger an. Im bereits beschriebenen Kampf um die Macht unterlag Markgraf Hezilo dem König Heinrich II., weshalb der König seine Burgen brechen ließ. Lediglich die Stammburg in Schweinfurt (Swinvordi castellum) blieb dank des mutigen Einsatzes von Eila (Eilica), der Mutter Hezilos, von der totalen Zerstörung verschont.
Wahrscheinlich auf Initiative dieser Eila wurde als eine Art Sühne für den Aufstand ein Nonnenkloster gegründet, das vor der Mitte des 12. Jahrhunderts bereits in ein Männerkonvent der Benediktiner

Vom Ort des Deutschen Hauses, das an der Stelle der alten Burgkirche stand, stammen viele Gerippe und ein roh behauener Sarkophag. Den fein behauenen Deckel ziehrte ein gestieltes griechisches Kreuz, das von einer Arkade gerahmt war. Als Grablege hat die Peterstirn Tradition. Hezilos Mutter Eila hatte die Burgkirche inmitten des von ihr gegründeten Frauenklosters zur Grablege für sich und ihre Familie bestimmt. (4)

umgewandelt wurde und schließlich 1263 an den Deutschen Orden überging. Das Benediktinerkloster hatte sich den Namen “Stella Petri”, also “Peters Stern” gegeben, woraus im Volksmund “Peterstirn” geworden ist.

Das älteste Stadtsiegel stammt aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Wahrscheinlich steht es mit dem Privileg von 1282 in Zusammenhang, in dem König Rudolf v. Habsburg die Reichsfreiheit bestätigte.(3)

Mit der Entmachtung der Markgrafen von Schweinfurt bildete sich eine Lücke politischer Macht im Schweinfurter Gebiet. Aus einer Urkunde von Hezilos Urenkel wissen wir, daß die markgräfliche Burg bereits im 11. Jahrhundert wiedererrichtet war, sofern sie überhaupt je mehr als nur symbolisch zerstört wurde (Thietmar: Sie brachen lediglich die Mauern und Gebäude nieder).
Dennoch entstand oberhalb von Burg und Kloster eine Reichsburg. Vermutlich kein kompletter Neubau, sondern eher ein Umbau und Teilung der recht großen Befestigungsanlage der Schweinfurter Markgrafenburg. Wann sie genau entstand und wen der König dort als seinen Verwalter einsetzte, ist nicht bekannt. Immer deutlicher kristallisiert sich das Interesse des Königs an Schweinfurt heraus, der versuchte, das durch Erbschaft an Eichstätt gelangte Schweinfurt in seine Gewalt zu ziehen. Dabei mögen auch die verkehrsgünstige Lage im Schnittpunkt einiger Straßen von Nord nach Süd und Ost nach West sowie Flußlauf und Flußübergang eine Rolle gespielt haben. Um Eichstätts Ansprüche nicht anzutasten und Verwicklungen heraufzubeschwören, blieb nur die allmähliche Verlagerung der Ansiedlung.

Der Kern der heutigen Stadt Schweinfurt liegt einige Kilometer westlich, jenseits des Höllen- und Marienbachs. Hier gab es bereits eine Fischersiedlung, die zur neuen Stadt Schweinfurt wuchs. Der Straßenname “Fischerrain” erinnert an ihre Lage.
Beim Bau der Eisenbahnlinie nach Bamberg im Jahre 1853 wurden die letzten Reste der ursprünglichen Bebauung abgerissen.
Der Höhenzug Peterstirn, auf dem Hezilos Burg stand, befindet sich heute am äußersten Stadtrand, umgeben von Weinbergen.

Hezilo war der vermutlich bedeutenste und mächtigste Sohn Schweinfurts. In seiner Epoche machte er Weltpolitik. Schweinfurt machte in den folgenden Jahrhunderten eine Karriere als freie Reichsstadt, die nur direkt dem Kaiser unterstellt war. Sie ist nicht schlecht damit gefahren. Zwar konnte sie von ihrer politischen und kulturellen Bedeutung nicht mit den Bistumstädten Würzburg oder Bamberg mithalten, doch war sie wirtschaftlich meist erfolgreicher.
Zwei sogenannte Stadtverderben (ca. 1240 und 1554) und die massiven Zerstörungen im zweiten Weltkrieg haben das heutige Stadtbild geprägt, in dem sich außer der St. Johanniskirche und ein paar Resten der Stadtmauer kein einziges Gebäude aus dem Mittelalter mehr finden läßt.

“Hezilo” bedeutet “der kleine Heinrich”. Eine solche Namensformung gibt es auch für Wernher “Wezilo”. Bamberger Mönch, Erzbischof von Mainz, Erzbischof von Magdeburg, alle im 11. Jahrhundert.

Quellen:

Angeblich ältestes Wappen Schweinfurts, das aus dem “Mühlthore” stammt. Aus dem “Schweinfurter Intelligenzblatte von 1852”. (6)

Um 1003 ließ Hezilo Denare mit seinem Namen schlagen und verlieh damit seinem Anspruch auf die baierische Herzogswürde Ausdruck. Sie gleichen anderen Münzen des ehemaligen baierischen Herzogs und jetztigen Königs Heinrich II haargenau. Hezilo hat damit gezielt ein rein herzögliches und königliches Vorrecht usurpiert.  (7)

(1) Unterfränkische Geschichte Band 1, Von der germanischen Landnahme bis zum hohen Mittelalter, Würzburg 1991, ISBN 3-429-01263-5
(2) Mainfränkische Studien Band 71, Beiträge zur Archäologie in Unterfranken 2004 , ISBN 3933474221
(3) Zeitreise: Schweinfurt - von der Freien Reichsstadt zur Industriestadt, Materialien aus über 1200 Jahren Stadtgeschichte bis in die Anfänge der Industrialisierung, Verlag Ludwig & Höhne Werbeagentur GmbH Schweinfurt 1985
(4) Die Mainleite Heft 2 April - Juni 1962, Schweinfurt 1962, Berichte aus Leben und Kultur, Archäologie im Schweinfurter Raum
(5) Artikel von W. Sage: Die Peterstirn bei Schweinfurt, zum Beginn eines Ausgrabungsvorhabens der Universität Bamberg, in: Artikulation der Wirklichkeit, Festschrift für Siegfried Oppolzer zum 60. Geburtstag, Frankfurt a.M. 1989, ISBN 3-631-41733-0
(6) Zur Geschichte der Peterstirn, Besonderer Abdruck aus dem Schweinfurter Intelligenzblatte vom Januar und Februar 1852.
(7) Vor 1000 Jahren - Die Schweinfurter Fehde und die Landschaft am Obermain 1003, Schweinfurter Museumsschriften 118/2004, ISBN 3-936042-01-2